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Eine weitverbreitete, zu den Defoid-Sprachen gehörende Benue-Kongo-Sprache, die die Eigenbezeichnung „Nago“ trägt. Als Yoruba bzw. „ede Yorùbá = die Yoruba-Sprache“ bezeichnet man ein Dialektkontinuum in Westafrika mit mehr als 30 Mio. Sprechern. Sie ist die Sprache des Yoruba-Volkes und wird hauptsächlich in Südwest-Nigeria und z.T. in Benin und Togo gesprochen. Daneben gibt es Sprecher in Brasilien und auf Kuba, wo die Bezeichnung „Nago“ geläufig ist. Sie wird von etwa 35 Mio. Menschen (2014) in Nigeria gesprochen, was über 20% der Landespopulation ausmacht und ist in den Staaten Oyo, Ogun, Ondo Osun, Kwara und Lagos und in den westlichen Kreisen des Kogi-Staates verbreitet.
Dieses angestammte Yoruba-Gebiet in Nigeria wird gemeinhin „Yorubaland“ genannt. Geographisch gesehen liegt das Yorubaland auf einem Plateau mit einer Höhe von rund 366 Metern, das im Norden und Osten vom Niger begrenzt wird. Ein großer Teil des Gebietes ist dicht bewaldet; jedoch der Norden (einschließlich Oyo) ist Savannengebiet.
Ebenso wird sie in den angrenzenden Gebieten Kameruns, Benins, Togos und Sierra Leones (dort als Aku bezeichnet) gesprochen. Allein in Benin sprechen sie rund 465.000 Menschen (1993) in Porto-Novo und verstreut im ganzen Land. Zum Yoruba gehören die Dialekte Oyo, Ijesha, Ila, Ijebu, Ondo, Wo, Owe, Jumu, Iworro, Igbena, Yagba, Gbedde, Egba, Akono, Aworo, Bunu (Bini), Awori, Ekiti, Ilaje und Ikale. Ihren Ursprung hat die Sprache wahrscheinlich aus der Region zwischen Tschadsee und oberem Nil. Sie zerfällt in etwa 20 sehr unterschiedliche Dialekte. Das Standard-Yoruba basiert auf dem Oyo-Dialekt. Die Sprache ist eine der wichtigsten Sprachen im westafrikanischen Raum.
Yoruba ist eine isolierende Tonsprache mit Subjekt- Prädikat-Objekt-Syntax und besitzt drei bedeutungsunterscheidende Tonstufen. Erst 1819 erschien der erste Druck in einem Yoruba- Dialekt, ein schmales Vokabular von BOWDICH, einem englischen Diplomaten im Ashantireich. Das ist relativ spät für eine so weitverbreitete Sprache wie das Yoruba, gegenüber anderen Sprachen Westafrikas, wie Akan, bereits im Jahre 1602 oder Ewe, im Jahre1658, und kann der Tatsache zugeschrieben werden, dass vor dem 19. Jh. an der Yoruba-Küste praktisch kein europäischer Handel stattfand.
Die linguistische Erforschung mit den Methoden der Vergleichenden Sprachwissenschaft, Glottochronologie, Dialektologie und anderer Disziplinen – unter Berücksichtigung der traditionell- mündlichen geschichtlichen Quellen und der archäologischen Funde – hat auch etwas Licht in die Geschichte der Yoruba und ihrer Sprache vor dieser Zeit gebracht. So zeigen beispielsweise die nordwestlichen Yoruba-Dialekte mehr linguistische Innovationen. Zusammen mit der Tatsache, dass die südöstlichen und zentralen Yoruba-Gebiete im allgemeinen die älteren Siedlungen besitzen, spricht dies für einige Forscher für eine spätere Besiedlung der nordwestlichen Gebiete.
Das Standard-Yoruba, meist einfach „Yoruba” genannt, ist eine eigenständige Varietät der Dialektgruppe. Es ist die geschriebene Form der Sprache, die in der Schule gelernte Standardvarietät, die von Nachrichtensprechern auch im Radio gesprochen wird. Standard-Yoruba hat seine Ursprünge in den 1850er Jahren, als S AMUEL AJAYI CROWTHER, ein Yoruba und erster afrikanischer Bischof, eine Grammatik des Yoruba veröffentlichte und mit der Übersetzung der Bibel begann. Obwohl Standard- Yoruba zu großen Teilen auf den Oyo- und Ibadan- Dialekten basiert, weist es verschiedene Merkmale von weiteren Dialekten auf.
Darüber hinaus besitzt es aber auch einige Merkmale, die keinem der Dialekte eigen sind – wie z.B. das vereinfachte System der Vokalharmonie –, aber auch Strukturen aus fremden Sprachen, wie Lehnübersetzungen aus dem Englischen, die ihren Ursprung in den frühen Übersetzungen religiöser Werke haben. Da der Gebrauch des Standard-Yoruba nicht das Resultat einer bewussten Sprachpolitik ist, gibt es viele Kontroversen darüber, was authentisches Yoruba ausmacht. Einige Autoren sind der Meinung, dass der Oyo-Dialekt wohl die reinste Form darstellt, andere wiederum behaupten, dass es eine authentische Form des Yoruba überhaupt nicht gibt.
Das Standard-Yoruba, die in der Schule gelernte und in den Medien gebrauchte Varietät, war nichtsdestoweniger ein machtvoller stabilisierender Faktor bei der Herausbildung einer gemeinsamen Identität der Yoruba Das Schriftsystem der Yoruba-Sprache geht zurück auf Missionare der Church Missionary Society (CMS), die bei den damals „Aku” genannten Yoruba in Freetown arbeiteten, vor allem auf Kilham und Raban. Sie legten Wortlisten an und veröffentlichten kurze Anmerkungen zur Grammatik des Yoruba.
Einer ihrer Informanten in Sierra Leone war CROWTHER, der sich später anschicken sollte, seine Muttersprache, das Yoruba zu studieren. In seinen frühen grammatischen Veröffentlichungen und Übersetzungen von Teilen der englischen Bibel verwandte Crowther das lateinische Alphabet im allgemeinen ohne Tonzeichen. Das einzige benutzte Diakritikum war ein Punkt unter einigen Vokalen, um ihre offene Aussprache zu markieren. Im Lauf der Jahre wurde die Orthographie einer Revision unterzogen, u.a. um Tonmarkierungen zu ermöglichen. 1875 organisierte die CMS eine Konferenz zur Yor uba-Orthographie.
Der dort erarbeitete Standard bildete die Basis der Rechtschreibung des kontinuierlichen Stroms religiöser und bildender Literatur der kommenden siebzig Jahre. Die gegenwärtige Orthographie des Yoruba ist abgeleitet von einem Bericht des Yoruba Orthography Committee (Yoruba-Rechtschreibkomitee) aus dem Jahr 1966 und von AYO BAMGBOCOES Yoruba Orthography aus dem Jahr 1965, einer Studie früherer Orthographien und ein Versuch, die Yoruba-Orthographie so weit wie möglich mit der gesprochenen Sprache in Einklang zu bringen.
Die neue Orthographie, welche der alten immer noch sehr ähnlich ist, verwendet das lateinische Alphabet, modifiziert durch den Gebrauch des Diagraphs „gb” und bestimmter Diakritika, darunter die traditionelle vertikale Linie unter einigen Buchstaben. In vielen Veröffentlichungen wird diese Linie durch einen Punkt ersetzt. Die vertikale Linie wird vor allem dann benutzt, wenn die vollständige Überdeckung durch Unterstreichungen vermieden werden soll. Die lateinischen Buchstaben c, q, v, x, z werden nicht verwendet.
Der Lautwerte der Buchstaben ohne Diakritikum stimmen mehr oder weniger mit denen ihrer Entsprechungen im Internationalen Phonetischen Alphabet überein, mit Ausnahme der labio-velaren Plosive „kp” und „gb”, bei denen beide Konsonanten nicht nacheinander sondern gleichzeitig gesprochen werden. Das Diakritikum unter Vokalen zeigt einen offeneren Vokal an, der mit zurückverlagerter Zungenwurzel gesprochen wird. Neben der vertikalen Linie kommen drei weitere Diakritika bei Vokalen und Nasalen zur Anwendung, um die Töne anzuzeigen: ein Akut für den hohen Ton, ein Gravis für den tiefen Ton und ein optionaler Längestrich für den mittleren Ton.
Wenn mehrere Tonzeichen in einer Silbe gebraucht werden, kann der Vokal einmal mit jedem Zeichen geschrieben werden oder die Diakritika können, im heutigen Gebrauch seltener, zu einem einzigen Tonzeichen zusammengefasst werden. In diesem Fall wird ein Hatschek für den steigenden Ton benutzt und eine Tilde für andere Realisierungen. Yoruba ist eine isolierende Sprache. Die unmarkierte Wortstellung im Aussagesatz ist Subjekt, Prädikat, Objekt. Der bloße Verbstamm bezeichnet eine abgeschlossene Handlung (oft Perfekt genannt), Tempus und Aspekt werden durch präverbale Partikeln gekennzeichnet.
Die Negation wird ebenfalls durch die präverbale Partikel ausgedrückt. Serielle Verbkonstruktionen sind üblich, wie in vielen anderen westafrikanischen Sprachen. Yoruba unterscheidet die Nominalklassen menschlich und nicht-menschlich, wahrscheinlich ein Überbleibsel des Klassensystems des Proto-Niger-Kongo. Diese Unterscheidung ist nur greifbar in der Tatsache, dass die beiden Gruppen unterschiedliche Fragepartikel verlangen. Die Assoziativkonstruktion, die Possessiv, Genitiv u.a. verwandte Bedeutungen abdeckt, besteht aus benachbarten Nomen in der Reihenfolge Bestimmungswort-Grundwort. Auch mehr als zwei Nomen können nebeneinandergestellt werden.
In den seltenen Fällen, wo dies zu zwei möglichen Lesarten führt, muss die Entscheidung allein mit Hilfe des Kontextes getroffen werden. Im Norden des Yoruba-Gebietes wird auch Hausa gesprochen. Der langanhaltende Kontakt zwischen beiden Kulturen hat auch die beiden Sprachen beeinflusst. Der Einfluss der Hausa-Sprache auf Yor uba ist am deutlichsten sichtbar in den vielen Lehnwörtern. Zwei Arten von Lehnwörtern können unterschieden werden: Lehnwörter direkt aus dem Hausa und Lehnwörter, die aus dem Arabischen stammen, aber über die Hausa- Sprache entlehnt wurden.
Die Yoruba sind ein sehr großes afrikanisches Volk im Südosten Nigerias mit isolierten Gruppen in Benin und Togo. Wichtige Gruppen sind die Oyo mit den Ibadan und Ilorin, die auch als die eigentlichen Yoruba betrachtet werden und im Nordwesten ihres Sprachraumes leben, die Ife im Zentrum, die Owe im Nordwesten, die Ekiti im Südosten, die Ijebu um die einstige Hauptstadt Lagos und die Egba im Südwesten sowie weitere Gruppen entsprechend der weiter vorn genannten Dialekte. Die Lebensgrundlage der Yoruba ist die Landwirtschaft, in erster Linie der Anbau von Knollenfrüchten wie Yams und Maniok aber auch Mais, Hirse und Bananen für den Eigenbedarf.
Kakao wird von ihnen in großem Umfang zur Vermarktung angebaut. Die Frauen sind in der Landwirtschaft wenig integriert, beherrschen aber dafür das Marktwesen. In Handwerk und Kunst sind hier besonders die Holzschnitzkunst und die Indigofärberei hervorzuheben. Der soziale Rang eines Einzelnen in der Yoruba- Gesellschaft hängt stark von Erfolg und Stellung im Handel ab. Mit zunehmender Schulbildung haben viele Yoruba Zugang zur Verwaltung, zu höheren Berufen und dem Geschäftswesen gefunden. Nach der mündlichen Überlieferung ist ODUDUWA, der Sohn des obersten Yoruba-Gottes „Olúdùmarè”, der Stammvater der Yoruba.
Obwohl sie eine gemeinsame Geschichte haben, hat sich ein gemeinsamer Name für die „Kinder von Oduduwa” erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausgebildet. Vor der Abschaffung des Sklavenhandels waren die Yoruba unter den befreiten Sklaven von Freetown bei Europäern als „Akú” bekannt, ein Name, der vom ersten Wort von Begrüßungsformeln aus der Yoruba-Sprache abgeleitet ist. Später kam die Bezeichnung „Yariba” bzw. auch „Yoruba” in Gebrauch, zunächst aber nur beschränkt auf das Oyo-Königreich. Die Bezeichnung wurde bei den Hausa benutzt; ihre Herkunft ist allerdings unklar.
Unter dem Einfluss des Yoruba SAMUEL AJAYI CROWTHER und späterer Missionare sowie aufgrund der Entwicklung einer geschriebenen Yoruba-Sprache wurde die Bezeichnung „Yoruba” auf die Sprecher aller Yoruba-Dialekte ausgedehnt. Lebten die Yoruba früher hauptsächlich in polygynen Großfamilien unter Leitung eines männlichen Oberhauptes, wobei untereinander verwandte Familien manchmal ein gesamtes Stadtviertel bildeten, so ist heute bei ihnen die Tendenz zur Kleinfamilie deutlich. Die Stadtbildung bei den Yoruba geht bis weit in die voreuropäische Kolonialzeit zurück.
An der Spitze der gesellschaftlichen Hierarchie stand der König, unmittelbar unter ihm der Hohe Rat, gefolgt von militärischen Führern und Staatsdienern bis hinunter zum Dorfhäuptling. Die straff organisierten Stadtstaaten der Yoruba sind für Schwarzafrika selten. Die Yoruba-Städte waren über die meiste Zeit hinweg voneinander unabhängige Kleinstaaten unter der religiösen Oberhoheit der heiligen Stadt Ife, nur im 17./18. Jh. standen sie zum großen Teil unter der Herrschaft von Oyo, dem zu dieser Zeit mächtigsten Yoruba-Reich. Doch Ife blieb der religiös-kultische Mittelpunkt der Yoruba, wo der mythische Reichsgründer und Gewittergott „Schango” verehrt wird.
Die Reichsgründung geht auf die Zeit vor dem 13. Jh. zurück. Zu Beginn der historischen Überlieferung war es schon in zahlreiche Königtümer zerfallen. Der Sklavenhandel trug in der frühen Kolonialzeit der Portugiesen im 15. Jh. dazu bei, dass sich kein zentraler Staat mehr bildete. Im 18. Jh. zerfiel auch das Kernland Oyo durch den Einfall islamischer Fulbe vom Norden her. Nach dessen Zerfall um 1836 weiteten sich die Streitigkeiten zwischen den Städten zu einem Krieg aus, der erst zum Ende des 19. Jh. durch die koloniale Intervention Großbritanniens beendet wurde. Heute sind die Yoruba neben den Ibo und Hausa eine der staatstragenden Gruppen Nigerias.
Die religiösen Vorstellungen der Yoruba wurden durch verschleppte Sklaven bis nach Amerika gebracht, wo sie sich besonders in Brasilien mit christlichem Gedankengut zu synkretistischen Glaubensinhalten und Praktiken verbanden und die afro-amerikanische Kultur vor allem durch den Candomblé stark beeinflussten. Einen gewissen Zusammenhalt bietet neben ihrer Sprache die gemeinsam Verehrung des ONI von Ife, zu dem alle Yoruba als dem religiösen Oberhaupt und Nachkommen des großen Helden ODUDUWA, der die Welt geschaffen habe, aufblicken. Die sakrale Kunst an den Königshöfen der Yoruba gehört mit den Terrakotta- und Gelbgussfiguren, den Köpfen von Ife, zu den hervorragendsten Erzeugnissen afrikanischer Kunst.
Auch die Holz- und Elfenbeinschnitzkunst war hoch entwickelt. Viele bedeutende Kunstwerke wurden in heiligen Hainen aufbewahrt oder waren der Besitz der sakralen Herrscher, den anerkannten Vermittlern zwischen der Welt der Lebenden und der Vorfahren, die die Herren über Leben und Tod waren. Die mächtige Ogboni- Gesellschaft, ein Geheimbund, hatte entscheidenden Einfluss bei der Thronnachfolge. Ahnenkult und der Glaube an einen autochthonen Schöpfergott sowie ein Pantheon von minderen Gottheiten (orishas) und Geistern leben in der heutigen bäuerlichen Lebenswelt weiter fort, obwohl Christentum im Süden und Islam im Norden weiter wachsenden Einfluss auf die Bevölkerung haben. Fast die Hälfte der Yoruba lebt heute in Städten und sogar viele der Landbau betreibenden Yoruba haben oftmals einen Hauptwohnsitz in einer Stadt. Ibadan und Lagos sind die größten Städte in Nigeria und hauptsächlich von Yoruba bewohnt.
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