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(–› auch Tamaschek) - Das Volk der Tuareg (Sg.: Targi) bildet einen Zweig der Berber, der im 11. Jh. durch den Einfall arabischer Beduinen (Beni Hilal) von ihren nordafrikanischen Verwandten getrennt wurde. Der Name „Tuareg” kommt aus dem Arabischen „at-Tawarik” und hat verschiedene, meist abwertende Bedeutungen, wie beispielsweise „Wegelagerer”, „Ungläubige” oder aber „die von Gott Verlassenen”. Ihre Eigenbezeichnung ist „Imuschagh” oder auch „Imazighen”, was soviel wie „freie Menschen” bedeutet, und sie zerfallen in zahlreiche verschiedene Stämme.
Jeder Stamm wird von einem Oberhaupt und einer Versammlung erwachsener Männer geleitet. Die Stämme sind unterteilt in 3 Bündnisse, wobei jeder Bund sein eigenes Oberhaupt und seine eigenen gesetzgebenden Ratsmitglieder hat. Diese drei Bündnisse stehen unter der Gesamtleitung eines Hauptanführers (amenokal) und einem adligen Ratsherrn. Da bei dieser als matriachalisch bezeichneten Stammesordnung die Frau die bevorzugte Stellung innehat, bestimmt sie die Nachfolge der Leiterschaft. Es wird also durch die Linie der Frau die Leiterposition weitergegeben.
Die Frau ist die Herrin des Zeltes und der Heimstätte. Ihr steht die freie Gattenwahl zu, und sie ist Trägerin der höheren Kulturwerte. Die Gesellschaftsstruktur der Tuareg ist sehr kompliziert. Die hauptsächliche Trennung besteht dabei zwischen der adligen Klasse (imuhar, ihaggaren) und der untergebenen Klasse (imrad). Sie selbst nennen sich „Kel Ulli = Ziegenleute”. In den meisten Gruppen der Tuareg findet man ganze Stämme von „Ineslemen” oder „Marabouts”. Das sind „heilige Männer”, die im Gegensatz zu anderen Stämmen, durch ihre eigenen Oberhäupter geleitet werden.
Aus der Sicht der Berber unterscheiden sich solche Stämme von den übrigen einfachen Leuten. Man glaubt, dass sie wundersame Kräfte für Heilung und Schutz haben, sogar über den Tod hinaus. Die niedrigste Klasse macht sowohl die körperliche Handarbeit wie auch die häusliche Arbeit. Diese soziale Klasse besteht aus vermischten ethnischen Völkergruppen, die in einer hilfsbereiten Beziehung zu ihren Vorgesetzten, den Tuareg, stehen. Viele von ihnen sind Sklaven gewesen, entweder während einer Kriegszeit gefangen genommen, oder aber über Sklavenmärkte gekauft.
Die drei unteren Sklavengruppen heißen „Iklan”, „Inaden” und „Harratin”. Die Iklan passen auf die Herden auf, kochen und machen lästige häuslichen Arbeiten. Die Inaden arbeiten als Handwerker oder als Hufschmiede für die Tuareg. Sie wurden von den eigentlichen Tuareg einerseits wegen der ihnen zugesprochenen magischen Kräfte gefürchtet, andererseits verachtete man sie. Die Schmiede bildeten eine eigene Gruppe mit einer Geheimsprache (tenet), die den Tuareg unverständlich war. Die Harratin sind schwarze Leute, die ein Stück Land gepachtet haben, und mit ihren Ernteanteil die Pacht zahlen.
Traurigerweise haben die Tuareg wenig Respekt vor diesen Gruppen. Jeder Stamm hat einen rechtmäßigen Anspruch auf einen Teil der Grasfläche von der gesamten Weidefläche. Dieses kleine Stück Land bewirtschaften sie auch, indem sie es selbst hacken und bewässern. Ihre Haupternte besteht aus Weizen, aber sie pflanzen auch ein wenig Gerste und Korn, sowie Datteln, Feigen, Aprikosen, Weintrauben und zahlreiche Gemüsesorten an. Obwohl sie Kamele, Esel, Schafe und Ziegen halten, essen sie nur zu den Festlichkeiten Fleisch. Frischmilch und Sauermilch dienen als Hauptnahrungsmittel, und werden auch teilweise zu Butter und Käse weiterverarbeitet.
Die Tuareg leben in Zelten, ähnlich wie die Beduinen, die aus gegerbten, mit dunkelroter Erde gefärbten Schaf- oder Ziegenhäuten bestehen. Erwachsene Männer tragen blaue Schleier. Im direkten Gegensatz zu den arabischen Gewohnheiten tragen die Männer der Tuareg, mehr noch als die Frauen, Schleier. Die Schleier, die die Männer tragen werden als (tagelmust, litham) bezeichnet. Mit Indigo gefärbte Schleier werden von ihnen bevorzugt getragen und Indigo ist auch die für ihre Kleiderstoffe bevorzugte Farbe.
Da Indigo leicht abfärbt, haben die Gesichter und Bärte der Männer oft einen bläulichen Schimmer, der sehr bewundert wird – besonders seit er durch den hohen Preis der Indigostoffe zum sichtbaren Zeichen für Wohlstand wird. Diese blaue Färbung hat den Tuareg auch den Namen „blaue Ritter der Wüste” eingebracht. Um ihren Respekt auszudrücken, bedecken die Männer ihre Münder, Nasen und Stirn in der Gegenwart von Fremden und Gesetzesträgern. Viele Männer lassen jedoch oft ihre Gesichter im Haus oder während sie reisen unbedeckt.
Zur vollen Kriegertracht der Tuareg gehören ein zweischneidiges Schwert, oder ein Armdolch, eine Art Kurzschwert, das mit einem Ring am Arm befestigt wird. Ferner eine nicht mehr überall übliche lange Lanze und aus Antilopenleder hergestellte Schilde, alle ziseliert. Die „Blauen Ritter der Wüste” hatten einen gefürchteten Ruf erworben. Sie widersetzten sich der französischen Kolonialmacht und wurden dabei zum Teil erheblich dezimiert. Schon vor ihrer Trennung von den anderen Völkern der Berber war die eigentliche Berberkultur christlichen und islamischen Einflüssen ausgesetzt gewesen.
Die spätere Übernahme des islamischen Kulturgutes war jedoch prägender. Die auffallendste Besonderheit der Tuareg-Kultur aber ist durch eine Art schöpferische Synthese die Verschmelzung alten und neugewonnenen Kulturgutes mit Lebensformen, die sich aus der neuen Wüsten- und Savannenumwelt, wie auch aus der dadurch gebotenen weitgehenden Abkehr vom Ackerbau und Zuwendung zum Wanderhirtentum ergaben. Nur etwa 10% aller Tuareg sind reine Wüstennomaden, wie z.B. die Ahaggar und Ajjer im südlichen Algerien. Die übrigen Tuareg leben weiter südlich in den Räumen der Steppen und Savannen der Sahara.
Dafür bekannt sind z.B. die Stämme der Asben, Ullemeden, Iforas u.a. Der Lebensraum der Tuareg umfasst ein Gebiet, das mit der Ausdehnung von etwa 2,5 Mio. Quadratkilometern so groß wie Westeuropa einschließlich Großbritanniens ist und politisch zu Algerien, Libyen, der Republik Niger und Mali gehört. Die Wohngebiete der verschiedenen Tuareg-Gruppen in der Sahara und der sich südlich daran anschließenden Sahelzone weisen viele unterschiedliche Landschaftsformen auf. Doch überall sind die Bedingungen zum Leben äußerst schwierig.
Im Sommer steigen die Temperaturen nicht selten auf über 50° C im Schatten, und die Sonne erhitzt den Sand und die Steine auf 75 bis 80° C. Niederschläge sind nur sehr selten, in manchen Gegenden vergehen Jahre zwischen zwei Regengüssen. Dagegen sind ständiger scharfer Wind fast alltäglich und gewaltige Sandstürme recht häufig. Pflanzenwuchs und Nahrung für die Dromedare beschränken sich auf wenige Wadis und Wasser ist nur an bestimmten Brunnen zu finden. Die 31.000 existierenden Tuareg in Algerien sind eine größere Gruppe von Nomaden, die Viehzucht betreiben, und in einem Gebiet leben, das sich über ganz Nordafrika erstreckt.
Dieses Territorium zieht sich über die westliche Sahara bis hin zu dem nördlichen Teil des Westsudan. Obwohl die Herkunft und die frühe Geschichte der Tuareg unklar ist, wird angenommen, dass sie als Stammesnomaden – infolge von einer Serie von Auswanderungen im frühen 7. Jh. – von Nordafrika herunterzogen. Gegen Ende des 14. Jh. haben sich die Tuareg-Stämme bis an die südliche Grenze von Nigeria angesiedelt. Die Hauptmerkmale der Tuareg-Stämme sind die Einheitlichkeit ihrer Sprache, ihr Alphabet (was dem Tifinagh ähnelt), ihre komplexe soziale Organisation und die Struktur der Stammesklassen.
Die Tuareg aus Algerien leben in erster Linie in kleinen nomadischen Gruppen zusammen. Das wirtschaftliche Leben entspricht weitgehend der Form, die von den arabischen Beduinen eingeführt worden war. Sie sind Kamelzüchter und Nomaden, züchten aber auch Schafe, Esel, Ziegen und Rinder. Ihre Lager bestehen aus fünf oder sechs tragbaren Zelten, die zu einem dichten Kreis formiert werden. Die Häute werden von einem Gerüst gestützt, dessen hölzerne Stangen fest in den Boden gepflockt werden. Alles was mit Feldbau zusammenhängt, gilt ihnen als verächtlich und bleibt den unterworfenen Negerstämmen überlassen.
Dieses Klischee ist von der modernen ethnographischen Forschung insofern zerstört worden, als in einigen südlichen Tuareg-Gruppen heute ein marginaler Bodenbau betrieben wird. Obgleich die Tuareg zu 100% sunnitische Moslems sind, haben sie den Ruf unter Moslems, dass sie in ihrem Glauben recht „lauwarm” seien. Sie praktizieren nur eine passive Form des Islam, der von einheimischer Magie und Aberglauben beeinflusst wird. Es werden gewöhnlich zur Abwehr von Geistern und zum Schutz gegen den bösen Blick schützende Glücksbringer oder Amulette getragen, und der Glaube an Geister (djinn) ist sehr weit verbreitet.
So werden die Toten nach islamischer Art begraben, doch nach altem Glauben leben sie als Geister weiter. Es gibt auch gute Geister, die von ihnen geehrt und beschworen werden. Geister leben nach der Ansicht der Tuareg zumeist an einsamen Orten, in Quellen, Bergen, Bäumen, Steinen und erscheinen bevorzugt nachts. Deshalb werden solche Plätze auch weitgehend gemieden und die Gräber werden nur zu besonderen Gelegenheiten besucht. Die Tuareg galten über viele Jahre lang als ein geheimnisumwobenes Volk, das besonders grausam sein sollte.
Das kam daher, dass alle Berbervölker bei den Einfällen der Araber vom 7. bis 11. Jh. unterworfen wurden, mit der einen Ausnahme, der Tuareg. Sie ließen die Araber nicht in die Sahara eindringen. Im 15. Jh. hatten die Tuareg Handelsbeziehungen mit den Portugiesen in Westafrika aufgenommen und kontrollierten die Trans- Sahara-Karawanen, welche Sklaven, Elfenbein, Gold, Straußenfedern und Löwenfelle zum Mittelmeer und dem Osten brachten. Im Süden hatten die Tuareg mehrfach Timbuktu besetzt und beherrschten den Mittellauf des Niger. Erst die Erforschung der Sahara durch die Europäer im 19. Jh. machte die Tuareg näher bekannt.
Auch den Europäern gegenüber waren sie zunächst äußerst unzugänglich und z.T. feindlich gesinnt. Sie überfielen zahlreiche Handelskarawanen. Durch Wegezölle ließen sie sich meist friedlich stimmen. In den fünfziger Jahren des 19. Jh. begannen die Franzosen mit der Besetzung Zentralalgeriens. 1881 vernichteten die Tuareg noch die Expeditionsgruppe von Oberst Flatter, waren aber nicht in der Lage, der schwerbewaffneten Foureau-Lamy- Mission, die 1898–99 die Sahara durchquerte, stärkeren Widerstand zu leisten.
Im Jahre 1902 besiegten die Franzosen die Ahaggar-Tuareg bei Tit, und in den darauf folgenden Jahren unterwarfen sich, wenn auch widerwillig, die meisten Stämme der Tuareg der französischen Kolonialmacht. Im Algerienkrieg in der fünfziger Jahren des 20. Jh. waren die Tuareg mit bei den Aufständen gegen die Franzosen dabei, spielten aber eine wesentlich geringere Rolle als die kabylischen Berber, da sich die Kämpfe vor allem im Norden des Landes abspielten. Zu Beginn der neunziger Jahre entzündeten sich in der Republik Mali neue Konfliktherde.
Die hier ganz beträchtliche Zahl der Tuareg, die ein riesiges Gebiet im Norden des Landes kontrollieren und schon in den sechziger Jahren im Adras des Iforas revoltiert hatten, forderten die Unabhängigkeit und formierten sich in der FPLA (Front Populaire de Libération de l’Azaoud). In dem Zusammenhang mit den Autonomiebestrebungen der Tuareg kam es in der Folge immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen mit dem Militär und sogar zu Massakern. Auch ein Referendum unter Vermittlung von Algerien über die Einstellung der Kampfhandlungen und die Eingliederung der Tuareg-Krieger in die Armee Malis sowie über die kulturelle, soziale und wirtschaftliche Entwicklung im Kriesengebiet brachte keine endgültige Lösung des Problems.
Bis in jüngste Zeit kam es noch zu blutigen Konflikten. Auch in der benachbarten Republik Niger kam es zu ethnischen Konflikten, vor allem mit den Tuareg, die sich in der FLAA (Front de Libération de l’Aïr et de l’Azaouad) organisierten und ebenfalls ihre Unabhängigkeit forderten. Massaker der Armee an den Tuareg riefen zahlreiche Gegenaktionen hervor. Immer öfters verlor die Regierung die Kontrolle über ihre Soldaten, die nun eigenmächtig gegen die Tuareg agierten. Auch hier schlugen Vermittlungen von Algerien fehl, um den Konflikt mit den Tuareg zu beenden, der bis in die heutige Zeit noch schwelt.
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