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Die bedeutendste Sprache der Tiv-Batu-Sprachgruppe der Semi-Bantu-Sprachen innerhalb der Benue-Kongo-Sprachen, die insgesamt von etwa 3,937 Mio. Menschen (2014), vor allem in Nigeria, in den Kreisen Makurdi, Gwer, Gboko Kwande, Vandeikya und Katsina Ala im Benue-Staat, im Kreis Lafia im Plateau-Staat, in den Kreisen Bali, Takum und Wukari im Taraba-Staat sowie von etwa 1.500 Angehörigen (2014) in Kamerun, nur in dem Ort Njobo (Njawbaw), nordöstlich von Akwaya an der nigerianischen Grenze, im Manyu-Bezirk der SW-Provinz gesprochen wird. In Nigeria machen die Sprecher des Tiv über 2,5% der gesamten Landespopulation aus. Ihre Sprache erfreut sich in Nigeria ein weitverbreiteten Kommunikation und auch in Kamerun unterliegt sie einem sich weiterentwickelnden Status.
Das Volk der Tiv ist eine semi-bantuide Bevölkerung, die in den Regionen der Hausa, um den Benue in Zentral- bis Südostnigeria, vom zentralen Plateau bis hinein nach Kamerun ansässig sind. Die Bezeichnung „Munshi” ist ein abwertender Spottname, der ihnen von den Hausa gegeben wurde und von ihnen als Beleidigung aufgefasst wird. Sie betreiben in der Regen- sowie in der Trockenzeit Landbau und pflanzen vor allem Yams, Hirse, Sesam und Mais für den Eigenbedarf. Der Boden erfordert eine For m des Wanderfeldbaues mit Brache und Fruchtwechsel. Die weite Verbreitung der Tsetsefliege setzt der Großviehzucht Grenzen oder verhindert sie auch gänzlich.
Ziegen und Hühner werden allerdings überall gehalten. Eine wichtige Ergänzung des Nahrungsangebotes bietet ihnen das Sammeln von Termiten, Früchten und wildem Honig. Die Herstellung von Handwerkserzeugnissen für den Handel ist bei den Tiv unbedeutend. Ihr Land ist kein Privatbesitz, sondern gehört der Gemeinschaft. Jedes Mitglied der Gemeinschaft hat ein Anrecht auf genügend Land für seinen Lebensunterhalt. Durch die Mitgliedschaft zum Verwandtschaftsverband wird ihm der Zugang zu den Lebensnotwendigkeiten nach Maßgabe des verfügbaren Bodens garantiert.
Arbeitskraft und Arbeitszeit gelten nicht als verkäuflich Ware, sondern als einer der Faktoren der Arbeitsteilung in Haushalt und Gehöft. Obwohl primär für den Eigenbedarf produziert wird, spielen Märkte im Leben der Tiv heute eine bedeutende Rolle. Bis zur Mitte des 20. Jh. war bei ihnen der Handel llerdings nur recht schwach ausgeprägt. Die Märkte sind wohlorganisiert, und ihre Kontrolle untersteht dem jeweiligen Dorfoberhaupt. Der Markt ist der jeweilige Mittelpunkt des sozialen und politischen Lebens der Tiv- Bevölkerung. Die Gehöfte der Tiv bestehen aus einem zentralen Gebäude, um das grasbedeckte Rundhütten aus Lehm und Wirtschaftbauten kreisförmig gruppiert sind.
Es umschließt den gesamten Haushalt einer polygynen Großfamilie. Eine Vielzahl von Wegen und Pfaden verbindet die einzelnen Gehöfte miteinander. Das patrilineare Verwandtschaftssystem prägt das soziale, politische sowie das religiöse Leben in großem Maße. Es verbindet auch die einzelnen Abstammungsgruppen miteinander und kann auf ehr viele Generationen zurückgerechnet werden. Die Abkömmlinge erschiedener Zweige bilden zugleich Territorialeinheiten. Jedoch gibt es bei den Tiv keine eigentliche, zentral lenkte politische Organisation außerhalb des lokalen Systems ihrer Verwandtschaft.
Das Oberhaupt eines Gehöftes ist gewöhnlich der älteste männliche Bewohner. Er fungiert als Richter in Streitfällen und ist für die Kontrolle der übernatürlichen Kräfte zuständig. Streitigkeiten wurden schon früher beigelegt, indem sich die Oberhäupter der einzelnen Verwandtschaftsgruppen (Lineages) trafen und Abmachungen aushandelten, ohne dass es dabei eines formellen Gerichtshofes bedurfte. Als die britische Regierung ein europäisches Gerichtssystem einführte, ließ man die traditionelle Lineagestruktur weitgehend bestehen, passte sie aber zugleich dem neuen nationalen Rechtssystem durch die Hinzusetzung einer formalen Gerichts- und Polizeiorganisation weitgehend an.
Altersklassen und Organisationen zur gegenseitigen Hilfeleistung ermöglichen es, die manchmal allzu starren Regeln des Verwandtschaftssystems zu umgehen. In der Religion der Tiv sind trotz starkem islamischen Einfluss und christlicher Missionierung viele Elemente der alten Stammesreligion wirksam geblieben. Der Glaube an einen mächtigen Himmelsgott ist älter als christliche oder islamische Missionstätigkeit. Ahnenglaube und Seelenkulte bilden die Grundlage ihrer Religion. Die Kultausübung wird in der Regel innerhalb der Familie vorgenommen. Andere übernatürliche Mächte lassen sich durch Kundige oft zweckmäßig manipulieren.
Spätestens seit dem 18. Jh. und bis an die Schwelle des 20. Jh. waren die Tiv andauernden Sklavenraubzügen der benachbarten Djukun und der Fulbe ausgesetzt. Ab 1911 wurden die Tiv, zunächst durch die Holländische Reformierte Kirche, später auch von katholischen und protestantischen amerikanischen Missionaren zum Christentum bekehrt und dann europäischen Einflüssen ausgesetzt. Der Islam vermochte unter ihnen nicht nennenswert Fuß zu fassen. Die Tiv, die als das letzte afrikanische Volk Nigerias unter britische Verwaltung kamen, haben in den Jahren 1960 und 1964 gegen die von der Zentralregierung des nigerianischen Staates eingesetzten Beamten rebelliert.
Weite Teile des Gebietes der Tiv-Bevölkerung leidet unter einer permanenten Überbevölkerung. Die daraus resultierende intensive Bewirtschaftung der Felder laugt die Böden aus und verhindert letztendlich eine Regeneration des Busch- und Baumbestandes. Programme zur Wiederaufforstung aren bislang nur begrenzt erfolgreich.
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