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Eine Sammelbezeichnung für eine große, im südlichen Afrika lebende sprachverwandte Gruppe von Völkern, deren Sprachen einen Unterzweig innerhalb des Süd-Zweiges der Bantusprachen bilden. Ihr einstiges Siedlungsgebiet beschränkte sich bis in das 19. Jh. im Wesentlichen auf den Küstengürtel von der Algoa Bay in Südafrika bis zur Delagoa Bay in Moçambique. Sie breiteten dann aber durch Wanderungen und Eroberungen ihr Einflussgebiet weithin aus.
Heute sind die Sprecher von Nguni-Sprachen im gesamten südlichen Afrika zu finden. Die Nguni-Völker setzen sich vor allem aus den Zulu, Xhosa, den Nord-Ndebele oder Natal-Nguni, die von CHAKA in das Königreich der Zulu integriert wurden, sowie den Swasi und Phuthi zusammen. Zu den Nguni-Völkern werden auch die über die Grenzen Südafrikas hinaus nach Norden gewanderten Ndebele und die Ngoni gerechnet.
Die Nguni wurden früher allgemein als Kaffern bezeichnet, das aus dem Arabischen „Kafir = Ungläubige“ stammt, später aber ein erniedrigender Ausdruck war. Sie bilden einen eigenen Typus unter den afrikanischen Völkern, die für ihre Sprachen aus den Khoi-San-Sprachen zahlreiche Schnalzlaute übernommen haben. Die historisch engen Beziehungen zwischen den beiden Gruppen spiegeln sich auch in den religiösen und medizinischen Vorstellungen der Nguni wider, die auf die Khoikhoin zurückgehen. Dank ihrer überlegenen technischen Kenntnisse und politischen Organisation ist es den Völkern der Nguni gelungen, die meisten der Khoi-San-Sprachen sprechenden Ureinwohner Südafrikas zu verdrängen.
Auch in der Wirtschaftsform sind sich die Völker der Nguni weitgehend ähnlich. Sie waren Großviehhirten, Ackerbauern, Jäger und Sammler, wobei der Beitrag der einzelnen Wirtschaftszweige je nach Jahreszeit, Klima, Bodenbeschaffenheit, Bevölkerungsdichte usw. schwankte. Bis zur Einführung des Pfluges, in der Mitte des 19. Jh., waren hölzerne Grabscheite, seltener auch metallene Hacken, ihre wichtigsten Ackerbaugeräte. Mais- und Hirseanbau war seit jeher die Grundlage ihres Feldbaus während Vieh nicht nur der Milchwirtschaft wegen, sondern auch zum Zeichen des Wohlstandes gehalten wurde. Nur die Männer durften sich um die Rinder kümmern, sie betreuen und melken.
Die Bevölkerung ist z.T. noch bis heute in Abstammungsgruppen unterteilt, die ihre Herkunft in der männlichen Linie von einem gemeinsamen Vorfahren ableiten. Die grundlegenden Produktions- und Konsumeinheiten waren über das Land verstreut liegende Gehöfte, die von mehreren, gelegentlich polygyn erweiterten Familien zumeist verwandter Männer bewohnt wurden. Diese polygynen Herrscherfamilien versahen den ältesten Sohn der Hauptfrau mit dem Nachfolgerecht im Hauptstamm, aber auch dem Erben in einem wichtigen Nebenhaus mit dem Recht zur Bildung eines „Stammes“. Dadurch entstand ein Gewirr dynastischer Zweige. Es herrschte Klanexogamie, d.h. Heiratspartner mussten außerhalb des eigenen Klans gesucht werden, wobei der Brautnehmer an die Familie der Braut einen Brautpreis in Form von Rindern entrichten musste.
Die größte politische Einheit war das Häuptlingstum, dem der genealogisch älteste Mann der angesehensten Abstammungsgruppe vorstand. Seine Machtbefugnisse waren jedoch in der Regel recht beschränkt. In ihrer politischen Organisation sind alle Nguni-Stämme sehr ähnlich aufgebaut. Zentralisierte Monarchien mit einem großen Verwaltungsstab sind dabei häufig die Regel. Die Altersgruppen der Männer bildeten die Kampftruppen und stellten „Altersregimenter“. Nach ihrer Dienstzeit wurde ihnen dann die Heirat gestattet, und der König siedelte sie in befestigten Dörfern an, von denen ein jedes den Mittelpunkt eines neuen Verwaltungsbezirkes darstellte.
Die ersten Nguni-Wanderzüge in Richtung Süden können für das Ende des 12. Jh. angenommen werden. Dazu gehörten die Xhosa und Pondo. Etwa gleichzeitig fanden auch die Wanderungen der Tsonga-Stämme nach Moçambique statt. Die große Gruppe der Embo, Swasi, Hlubi, Ndebele u.a. Völker nahm ihre Wanderung durch das Gebiet des westlichen Swasiland. Die heutige Stammesgliederung geht auf die gewaltige militärische Expansion der Zulu zu Beginn des 19. Jh. sowie den darauf folgenden Auseinandersetzungen mit den weißen Siedlern zurück.
Die Entdeckung von Diamanten in Südafrika, im Jahre 1867 und Gold zwischen 1884 und 1886, läutete die grundlegenden Veränderungen in der Wirtschafts- und Sozialverfassung der Nguni ein, deren Mehrzahl heute als ein städtisches Proletariat in den Wirtschaftszentren der Republik Südafrika lebt oder aber als Wanderarbeiter ein eher kümmerliches Dasein fristet. Die einstigen Großfamilien sind durch Beschäftigung in der Industrie und Mission zu Kleinfamilien auf monogamer Grundlage geschrumpft. Wo die Wanderarbeit der Männer die Familienstruktur beeinflusste, entstanden matrifokale Familien, denen nun die Frauen vorstehen.
Die notwendige Intensivierung der Landwirtschaft führte zur Verdrängung traditioneller Nachbarschaftshilfe durch Genossenschaften. Die politische Entwicklung Südafrikas förderte schließlich die Entstehung der selbstregierenden Verwaltungen, die die Bezeichnungen „Homelands“ tragen, wie Transkei, Ciskei, KwaZulu, KwaNgwane, die nach dem friedlichen, politischen Umbruch im Jahre 1994 in diesem Land eine Wiedereingliederung erfuhren.
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