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(–› auch Mandingo-Gruppe) - Eine bedeutende westafrikanische Sprachfamilie mit mehr als 19 Mio. Sprechern (2012). Die etwa über 70 und z.T. recht unterschiedlichen Mande-Sprachen, die früher unter der Bezeichnung „Ngo-Nke-Sprachen“ bekannt waren, werden vor allem in Mali, der nördlichen Elfenbeinküste, West-Ghana, Ostsenegal, Burkina Faso, Sierra Leone, Guinea, Liberia, Gambia und in einem Teil Nigerias gesprochen. Es handelt sich hierbei um Tonsprachen ohne Klassensysteme und ohne grammatisches Geschlecht. Sie gelten in der Linguistik zwar zu den Niger-Kongo-Sprachen gehörend, werden aber teilweise auch als eine selbstständige, genealogische Einheit aufgefasst. Ursprünglich gliederte man diese Sprachen in eine tan- und eine fu-Gruppe, entsprechend der Verteilung der beiden Wortstämme für das Zahlwort „zehn“. Heute werden sie in einen Ost- und West-Zweig untergliedert.
Die Mande sind eine weitverbreitete afrikanische Bevölkerungsgruppe kultur- und sprachverwandter Volksstämme im Savannengebiet des westlichen Sudan, zwischen Senegal und dem Niger, aber mit Ausstrahlungen in den tropischen Regenwald von Guinea bis hin zur atlantischen Küste. Sie unterteilen sich in einen West- und eine Ostzweig, in die große Mandingo-Gruppe und in die Busa-Samo-Gruppe, die eine kleinere Randgruppe weiter östlich darstellt und kulturell sich von den anderen deutlich unterscheidet.
Einige Gruppen sind teilweise mit den Fulbe vermischt. Der Feldbau im Zusammenhang mit der Kleintierhaltung bildet schon von alters her die eigentliche Grundlage der Ernährung der Mande, und das Ursprungsgebiet der Mande wird sogar von manchen Autoritäten als unabhängiges Zentrum für die Entwicklung des Bodenbaus angesehen. Äußerst viele afrikanische Kulturpflanzen scheinen ihren Ursprung dort gehabt zu haben, vor allem Fonio (Digitaris exilis) und verschiedene Arten von Hirse und Erdnüssen. Dazugekommen sind bis heute Reis, Mais und eine Vielzahl anderer Nutzpflanzen. Die übliche Anbaumethode ist die Brandrodung. Da wo die Verhältnisse es gestatten, werden die Felder auch künstlich bewässert.
Die Großviehhaltung ist größtenteils Prestigeangelegenheit oder wird zur Erbringung des Brautpreises betrieben. Im nördlichen Mande-Gebiet sind die Großviehzucht und der Handel auch wirtschaftlich sehr wichtig. Die Dörfer der Mandevölker sind Ansammlungen von Familienanwesen, von denen jedes aus einem umzäunten Komplex von runden, gelegentlich auch rechteckigen Lehmziegelhäusern mit konischen Strohdächern besteht. Märkte und der Fernhandel mit den Arabern war für viele Mandestämme seit jeher von großer Bedeutung. Die Verwandtschaftsordnung der Mande ist patrilinear und die Polygynie ist die Norm, obwohl eine Mehrehe mit Schwestern nicht gestattet ist. Der ersten Frau und ihren Söhnen wird eine Vorzugsstellung eingeräumt. Die einzelnen Zweige der verschiedenen Großfamilien erkennen ein patriarchalisches Oberhaupt an.
Die gesellschaftliche Ordnung ist mehrschichtig. Früher war unter den Mande die Sklaverei allgemein verbreitet. Auf der Ortsebene wird je eine Lineage als erstansässig und deren Oberhaupt als „Vater des Landes“ und Erdpriester anerkannt. Außer wichtigen religiösen Funktionen hält dieser auch zusammen mit dem örtlichen Rat Gerichtssitzungen ab. Ahnenkult, Geisterglaube, Masken- und Geheimbundwesen (z.B. der Komo-Bund), Initiationsriten, wie die Beschneidung von Jungen und Mädchen, und Altersklassenorganisation haben sich z.T. bis in die heutige Zeit erhalten. Obwohl sich die größte Teil der Mande heute zum Islam bekennt, zeugen noch viele Überreste des altüberlieferten Ahnen- und Geisterglaubens von der mystisch-religiösen Bindung zwischen Land und Volk. Nördliche Mande-Gruppen zählen neben den Fulbe zu den bedeutendsten Staatengründern des westlichen Afrikas (Ghana, Mali, Songhai).
Zentrum war das Reich Mali, das im 11. Jh. als ein Nachfolgestaat des Reiches Ghana von den –› Malinke gegründet worden war und im frühen 14. Jh. unter Kaiser KANKAN MUSA (1312–35), der durch seine prunkvolle Pilgerreise nach Mekka (1324/ 25) großes Aufsehen erregte, seinen Höhepunkt erreichte. Im 15. Jh. schrumpfte es dann aber unter den Angriffen der Tuareg und Songhai zu einem Kleinstaat zusammen. Das Songhai-Reich trat die Hegemonie im westlichen Sudan an, bis es 1591 durch den Einfall der Marokkaner zerfiel. Südlich des marokkanischen Machtbereiches entstand nach 1660 der Bambara-Staat um Ségou, der seinen Höhepunkt unter BITON KULIBALI (1712–55) erreichte.
Die islamische Reformbewegung des 19. Jh. löste neue Staatsgründungen aus. Im Jahre 1880 folgten Konflikte mit der Kolonialmacht Frankreich, 1894 schlossen die Franzosen ihre Eroberungen des heutigen Mali mit der Einnahme von Timbuktu ab. Seit 1904 bildet Mali eine eigene Verwaltungseinheit „Sudan“ als Teil Französisch Westafrikas. 1946 wurde es Überseeterritorium, erhielt 1957 Halbautonomie, bildete 1959 eine Föderation mit Senegal und erhielt 1960, nach dem Wiederabfall von Senegal die völlige Unabhängigkeit und wurde danach die Republik Mali.
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