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Ein arabischer Stamm im Süden des Irak (einige leben auch auf iranischem Gebiet), in Streusiedlungen in den mit Schilf bestandenen Marschen im Schwemmlandgebiet zwischen Euphrat und Tigris, noch bevor beide Flüsse sich zum Schatt-el-Arab vereinen. Ihr Name ist wahrscheinlich eine Fremdbezeichnung. Sie betrachten sich selbst als Araber und bezeichnen sich nur gelegentlich selbst als „Ma’dan“. Einzelpersonen ziehen eine Stammesbezeichnung vor. Das Klima ist hier in den Sümpfen extrem heiß und feucht.
Die Ma’dan bestreiten ihren Lebensunterhalt aus verschiedenen Quellen. Ein Teil von ihnen lebt, halbsesshaft, fast ausschließlich von der Haltung von Wasserbüffeln, sei es zur Deckung der eigenen Ernährung, oder sei es als Zahlungs- und Tauschmittel für nicht selbst produzierte Güter. Die Wasserbüffel geben außergewöhnlich viel Milch und benötigen kaum Aufsicht. Ihr Besitz ist zugleich ein Prestigefaktor und deshalb werden sie auch nur ganz selten geschlachtet. In den seichteren Marschen oder an deren Rändern pflanzen die dort lebenden Ma’dan Reis an. Handel mit Schilfmatten, Jagd, Fischfang und Sammeln sichern die Existenz der Ma’dan weiter ab.
Auffällig ist ihre „Schilfkultur“ und ihre Abhängigkeit von dieser Pflanze. So wohnt man in den Marschen nicht nur auf natürlichen, sondern auch auf künstlichen Inseln, die auf einer Unterlage von Schilf mit Erdreich aufgeschüttet werden. Durch Abfälle, tierischen Dung und Futterreste wachsen sie allmählich so hoch über den Wasserspiegel hinaus, dass sie verlassen werden müssen. Auf diesen künstlichen wie auch natürlichen Wohninseln werden tonnendachförmige Häuser aus Schilfgeflecht errichtet und jährlich erneuert. Die halbrunden Stützbogen stellt man aus zusammengebundenen Schilfbüscheln her.
Die Versammlungshäuser der Männer sind vor allem recht eindrucksvolle Langbauten. Das Schilf ihrer Seitenwände ist oft in schönen Mustern geflochten. In den Schilfhäusern lebt gemeinsam die meist monogame Familie mit dem ältesten Mann als ihrem Oberhaupt. Die Frauen der Ma’dan gehen unverschleiert. Das soziale Leben wird von den Vorstellungen der sesshaften Araber entscheidend beeinflusst. Die Ma’dan sind Anhänger der im Süd-Irak und im Iran verbreiteten schiitischen Richtung des Islam. Sie haben nichtislamische Glaubensvorstellungen und Praktiken bewahrt und sogar neue herausgebildet, was typisch für ein Rückzugsgebiet ist. Nur einmal im Jahr kommt ein ausgebildeter islamischer Prediger in die Dörfer, um das wichtigste schiitische Fest zu feiern, ein zehn Tage dauerndes Passionsspiel.
Die Ethnogenese der Ma’dan ist noch völlig unklar. Archäologische Zeugnisse deuten darauf hin, dass schon zu sumerischen Zeiten die Marschen bewohnt waren. Vielleicht wurden in dieses typische Rückzugsgebiet einst aramäische Gruppen abgedrängt, die später durch Araber überlagert wurden. Die Herkunft ihres Namens ist bis heute nicht gesichert. Die Volksetymologien scheinen jedoch zu bestätigen, was bereits die wenigen historischen Berichte vermuten lassen. Die unwirtlichen Sümpfe waren schon immer ein Rückzugsgebiet für einzelne oder ganze Gruppen von Menschen, die aus persönlichen oder politischen Gründen hierher flüchteten. Wegen dieser ungewissen Herkunft und ihrer Fähigkeit, unter den harten Bedingungen des Sumpflandes zu leben, gebrauchten ihre Nachbarn auf dem Festland das Wort „Ma’dan“ als Schimpfwort für Leute, die in ihren Augen unzivilisiert und gefährlich waren.
Der Lebensbereich der Ma’dan ist jedoch in heutiger Zeit in zunehmendem Maße stark gefährdet. Zum einen hat man die Flüsse Euphrat und Tigris reguliert und damit wurde das Austrocknen der Marschen in Mesopotamien eingeleitet, zum anderen baute man vor Jahren in Basra große Fabrikanlagen, wo aus dem Schilf Papier hergestellt wird. Auch unter der Regierung von SADDAM HUSSAIN hatten die Ma’dan zu leiden, besonders aber seit der Zeit des ersten Golfkrieges gegen den Iran und noch schlimmer nach dem zweiten Golfkrieg 1991, wo sie wegen ihres Standpunktes gegen die Regierung Repressalien des verbliebenen Saddam-Regimes ausgesetzt waren. Ihre heutige Situation, vor allem nach dem Sieg der britisch-amerikanischen Allianz gegen das Saddam-Regime und der daraus völlig ungeklärten politischen Lage im Irak ist noch gar nicht abzusehen.
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