Erhalten Sie täglich per Twitter News, Tips und Tricks zum Fremdsprachen lernen. Über 5700 begeisterte Fremdsprachenlerner folgen uns bereits.
Eine neuiranische Sprache, die dem westiranischen Zweig der indogermanischen Sprachen angehört und in den Bergregionen der östlichen Türkei und in den Städten Istanbul und Adana, im Nordosten des Irak, in der Provinz Kordistan sowie im nördlichen Chorazan im Iran, in der Djesirah in Syrien, in Armenien und rund um Tbilissi in Georgien gesprochen wird. Durch Migration und Umsiedlungen ist sie auch teilweise in anderen Gebieten verbreitet. Entsprechend der starken Verbreitung der schätzungsweise 24 Mio. Sprecher kann man nicht von einer einheitlichen kurdischen Sprache sprechen, sondern von mehreren Sprachen bzw. stark voneinander abweichenden Mundarten, von denen die bedeutendsten sowie auch am weitest verbreiteten das nordwestliche, das Kurmandschi (Nordkurmandschi) (u.a. mit Badini, Afrini) und das Kurdi (Südkurmandschi) (u.a. mit Kermanshahi, Leki, Mukri, Jafi) sind. Daneben gibt es dann noch Zentralkurdisch mit Sorani, Senayi u.a. ebenso das Zazaki, dessen Zuordnung umstritten ist und das Gorani. Die Anfänge der kurdischen Literatur reichen teilweise bis in das 10. Jh. zurück und wurden in arabischer Schrift niedergelegt.
Durch die weite Verbreitung und Verstreuung der Kurden ist es unmöglich eine annähernd richtige Zahl ihrer Gesamtgröße zu erhalten. Sie sind in der Türkei die größte Minderheit mit rund 13 Mio. und im Iran mit 7 Mio. die zweitgrößte. Auf den Irak entfallen etwa 3 bis 3,5 Mio., auf Syrien etwa 0,6 Mio. und auf Armenien und Aserbaidschan zusammen etwa 0,2 Mio. Wahrscheinlich liegt ihre Zahl aber noch wesentlich höher, denn auch die Anzahl der Exilkurden ist beträchtlich.
Ihr geschlossenstes Verbreitungsgebiet besitzen sie in Kurdistan, das ein zusammenhängendes Gebiet zwischen Mittelmeer und dem Kaspischen Meer, zwischen Persischem Golf und dem Schwarzen Meer ausmacht und ein überwiegend gebirgiges Gebiet ist, das in einen türkischen, irakischen und persischen Teil zerfällt. Allein diese Gegebenheit ist es, die den Kampf um nationale Selbstbestimmung der Kurden von vornherein zur Aussichtslosigkeit verurteilt. In der Literatur gelten die Kurden als ein verwegenes und räuberisches Bergvolk.
Im Ruf besonderer Wildheit stehen sie vermutlich deshalb, weil sie sich nicht nur ständig ihrer Nachbarn erwehren mussten, sondern auch untereinander in isolierte und sich stets bekriegende Gemeinschaften zerfallen.
Die Teilung Kurdistans führte zu sehr unterschiedlichen Entwicklungen seiner Bewohner. Die Kurden betreiben je nach Wohnort sowohl Bodenbau, vor allem Getreide, Hülsenfrüchte, Garten- und Obstbau auf meist bewässerten Feldern, als auch Viehzucht von Schafen und vor allem Ziegen. Bei vielen Kurden laufen beide Wirtschaftszweige gemeinschaftlich nebeneinander her. In den Berggebieten ist dagegen eine Teilung zwischen dem Bodenbau und der Almwirtschaft feststellbar. Der Vollnomadismus ist heute gänzlich verschwunden.
Die Kurden leben als Handwerker, besonders Schmiede und Juweliere, auch in den Städten des Irak, Iran und der Türkei. In den einst sowjetischen Gebieten waren die Kurden Kolchosbauern. Sie arbeiten noch heute in Bodenbau und Viehzucht und halten sogar Schweine, ein Zeichen für ihre erfolgreiche Entislamisierung in diesem Gebiet. Berühmt sind die kurdischen Knüpfteppiche, die während der arbeitsfreien Winterzeit hergestellt werden. Je nach Jahreszeit und Wirtschaftsweise wohnen die Kurden in festen Gehöften mit mehreren Häusern aus Stein und Lehm oder in schwarzen Ziegenhaarzelten auf den Hochalmen. Die wichtigste soziale Einheit ist der Haushalt, das heißt die Kernfamilie und eventuell weitere Verwandte, die sich zu mehreren Haushalten in einem Dorf oder Lager (khel) vereinen. Die Kurden gliedern sich in zahlreiche Gruppen, die nur unzureichend mit Begriffen wie Stamm (ashiret), Klan (tira) oder Lineage erfasst werden können.
Die Abstammungsrechnung erfolgt patrilinear. Die Stellung der Frau ist aber bemerkenswert frei. Sie kann offen mit den Männern sprechen, politische Funktionen übernehmen und beim Tod des Familienoberhauptes sogar dessen Stellung antreten. Die Mythologie der Kurden berichtet von einem Land bei Halabja, das von einer Frau regiert wurde. Der Schleier ist unüblich, verträgt sich auch nicht mit ihrer schweren Arbeit bei der Land- und Viehwirtschaft. Vorherrschend ist die Monogamie. Oft tragen besonders reiche Kurdinnen ein Vermögen in Form von Münzketten und Münzanhängern an sich. Die Religion der Kurden ist der Islam, überwiegend der sunnitische. Doch es gibt auch zahlreiche Anhänger, die zu zwei pseudoislamischen Sekten zählen, in deren Glaubenslehre sich christliches, altiranisch-dualistisches sowie islamisches Gedankengut vermischte, die Jeziden und die Ahl-i Haqq.
Verschiedene Theorien bringen die Kurden mit den Chaldäern in Verbindung, jedoch betrachten sich die Kurden selbst als die Nachfahren der Meder. In der kurdischen Geschichte gab es zahlreiche mehr oder weniger souveräne Fürstentümer. Der berühmteste Kurde der Frühzeit war sicher SALADIN, der die von 1171 bis in das Jahr 1250 über Syrien und Ägypten herrschende Ayyubiden-Dynastie begründete. Die Kurden konnten sich während des Mittelalters, geschützt durch die z.T. extrem unzugängliche Lage Kurdistans, ihre nationale Unabhängigkeit weitgehend erhalten und standen trotz mehrfach versuchter iranischer sowie auch türkischer Eroberungsversuche nur in einer lockeren Tribut- und Geschenkverbindung zu den umliegenden Großreichen. Mit der fortschreitenden Ausbreitung der Seltschuken und später der Osmanen gerieten die Kurden in die Fronten des persisch-türkischen Konflikts. Als 1638 der Grenzverlauf zwischen den Osmanen und Safawiden festgelegt wurde, bedeutete dies die erste Teilung der Region Kurdistan. Im Osmanischen Reich behielten die kurdischen Fürstentümer als Lehen eine noch relative Autonomie. Diese Situation änderte sich im 19. Jh., als die Zentralmacht auf eine stärkere Integration der einzelnen Landesteile zielte.
Erst im 19. Jh. begann die Teilung des kurdischen Siedlungsgebietes an die drei umliegenden Staaten und damit auch eine lange Folge von erbitterten Kämpfen und Aufständen, in denen die Kurden große Verluste hinnehmen mussten. Genau in diese Zeit fällt auch die Auswanderung sehr vieler Kurden in den Kaukasus, auf russisches Hoheitsgebiet, nicht zuletzt durch Verfolgung, die die kurdischen Jeziden unter den osmanischen Sultanen zu erdulden hatten. Im Zuge der Teilung des Osmanischen Reiches nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden dann die aktuellen, durch Kurdistan verlaufenden Grenzen festgelegt. Der Vertrag von Sèvres 1920 forderte zwar die Einrichtung eines selbständigen Kurdistans, doch wurde diese Zusage nie eingehalten.
In den folgenden Jahren kam es zu zahlreichen politisch-religiös motivierten Aufständen. In der 1923 gegründeten Türkischen Republik zeichnete sich schon bald eine Politik ab, die zum Teil bis heute noch praktiziert wird. Kurdische Familien wurden deportiert und der Widerstand mit militärischer Gewalt niedergeschlagen. Nationalistische Autonomiebestrebungen der kurdischen Intelligenz in der Türkei führten zu mehreren Erhebungen sowie ihrer brutalen Verfolgung durch MUSTAFA KEMAL (ATATÜRK) und seine Nachfolger. Offiziell gab es bis vor noch kurzer Zeit in der Türkei noch immer keine Kurden, sondern lediglich „Bergtürken“, auf deren türkische Vergangenheit noch in jüngster Zeit bestanden wurde.
So glaubte man, dieses Nationalitätenproblem erledige sich sozusagen von selbst mit dieser Fälschung der Geschichte. Das rigorose Vorgehen der türkischen Sicherheitskräfte gegen jegliches kulturelle und politische Bekenntnis zum Kurdentum nach dem Militärputsch von 1980 steigerte unter den Kurden die Bereitschaft zu einer Radikalisierung der Autonomiebestrebungen. Angesichts der militanten Aktivitäten der PKK (Partîya Karkêren Kurdistan, auf dt.: „Arbeiterpartei Kurdistans“), die schon seit 1984 für einen kurdischen Staat auf türkischem Boden kämpft, verkündete die türkische Regierung 1987 den Ausnahmezustand in mehreren südostanatolischen Provinzen. Dabei eskalierte die Gewalt auf beiden Seiten. Erst zu Beginn des 21. Jh., besonders nachdem die Türkei Anwärter auf die EU ist, sind leichte Entspannungen in dieser Problematik festzustellen.
Auch die Geschichte der Kurden im Irak ist eine lange Kette von Abkommen und Vertragsbrüchen zwischen kurdischen Führern und der Regierung in Bagdad. Die immer wieder vorgetragenen Autonomiewünsche der kurdischen Bevölkerung waren für den Irak vor allem deshalb so unannehmbar, weil die Ölfelder von Kirkuk zum von Kurden beanspruchten Territorium gehörten. Lediglich in den Jahren 1970–1974 errichteten die Kurden einen halbautonomen Status in ihrem Gebiet. Die militärischen Auseinandersetzungen, die seitens der irakischen Armee in der Bombardierung kurdischer Dörfer in den sechziger Jahren ihren Höhepunkt fanden, endeten 1977 mit der Niederlage und Flucht des Kurdenführers MUSTAPHA BARZANI.
Seitdem wurden von dem Baath-Regime Tausende von Kurden in den Süden des Irak zwangsumgesiedelt und dafür arabische Iraker in den Berggebieten ansässig gemacht. Im Golfkrieg 1980 bis 1988 kämpften irakische Kurden mit iranischer und syrischer Unterstützung gegen den Irak. Nach dem Waffenstillstand gingen irakische Truppen gegen Kurden im NO-Irak vor, zum Teil sogar mit Giftgasangriffen wie in dem Beispiel der Stadt Halabja. Nach der Niederlage des Iraks im 2. Golfkrieg von 1991 erhoben sich die irakischen Kurden gegen das diktatorische Regime Präsident SADDAM HUSAINS, der jedoch den Aufstand blutig niederschlug. Dieses aber löste einen Strom kurdischer Flüchtlinge nach dem Iran und in das türkisch-irakische Grenzgebiet aus.
Um danach die kurdischen Flüchtlinge vor irakischer Verfolgung zu schützen, richteten im April des Jahres 1991 amerikanische, britische und französische Truppen im Nord-Irak (nördlich des 36. Breitengrades) eine sogenannte Sicherheitszone ein. In deren Schutz entstand danach – ohne Zustimmung des Iraks – im Kurdengebiet ein faktisch autonomes Gebiet, in dem sogar am 19.5.1992 Parlaments- und Präsidentschaftswahlen durchgeführt wurden. Kurze Zeit darauf kam es zu Annäherungen der beiden bisher rivalisierenden kurdischen Parteien, was zu einer Koalition mit einer gleichen Anzahl von Sitzen im Parlament führte. Was aber letztendlich die Zukunft nach dem 3. Golfkrieg von 2003 für die irakischen Kurden und damit vielleicht auch im Zusammenhang für alle Kurden, auch in den anderen Ländern, bringen wird, ist vorläufig noch nicht absehbar.
Im Iran machen die Kurden ungefähr 10–16% der Gesamtbevölkerung aus und stellen damit nach den Aserbaidschanern die größte ethnische Minderheit in einem Land dar, das neben den herrschenden Persern zu über 50% aus verschiedenen Volksgruppen besteht. Überall im Iran verstreut, auch in Kurdistan, leben Araber, Aserbaidschaner, Turkmenen, Armenier und zahlreiche andere Völker, die keine Perser sind. Dennoch leugnet die Regierung in Teheran hartnäckig die Existenz dieser Volksgruppen und spricht nur von „reinen Iranern“. Die Kurden Persiens waren schon seit immer – wie auch alle anderen Stämme des Iran – unter REZA SCHAH einer strengen Kontrolle unterworfen. Die noch nomadischen Kurdenstämme wurden zwangsangesiedelt mit der unausweichlichen Folge von Krankheit und Hungerstod.
Erst durch die Abdankung REZA SCHAHs, im Jahre 1941, gewannen die Kurden Persiens ihre Freiheit zurück. Der Wille zur Selbstbestimmung eines Teils der persischen Kurden führte zur sowjetisch protegierten kurdischen Republik von Mahabad unter GHAZI MOHAMMED, die aber schon 1947 mit dem Wiedererstarken der Zentralmacht in Teheran liquidiert wurde. Erst die Unruhe unter den iranischen Kurden lenkte das Augenmerk des Schahs auf die kurdische Bevölkerung im eigenen Land. Um ähnliche Autonomiebewegungen zu verhindern, wurde ihre wirtschaftliche Entwicklung seit 1962 besonders gefördert. Appelle an indogermanische Gemeinsamkeiten sollten die Solidarität der Kurden mit dem persischen Staatswesen stärken. Doch kam es in den achtziger Jahren bereits wieder zu massiven Kämpfen kurdischer Widerstandsgruppen gegen die neuen persischen Machthaber. In der „Islamischen Republik Iran“ stellen Forderungen von muslimischen Bevölkerungsgruppen nach Minderheitsrechten einen Widerspruch zu der Staatsauffassung dar.
Die Kurden in Syrien machen heute etwa 10% der Landesbevölkerung aus. Da sie zahlenmäßig weniger sind als in den anderen Ländern und politisch inaktiv, machen sie recht wenig von sich reden. Es gibt auch keine nennenswerte Literatur über sie. Im wesentlichen aber unterscheidet sich ihre Lage kaum von der der Kurden in den anderen Ländern und sie sind die Opfer nationalistischer Chauvinisten. Der Kurd-Dagh (Berg der Kurden) ist ein 814 Meter hoch reichender Gebirgszug nordwestlich von Aleppo, in dem schon seit vorchristlicher Zeit Kurden leben.
Heute zählt der Kurd-Dagh immer noch rund 360 Dörfer und eine größere Stadt, Afrin. Seine Einwohner sind in der Mehrzahl Kurden und leben zum größten Teil von intensiver Landwirtschaft. In der Djesirah, dem Dreiländereck zwischen Syrien, der Türkei und dem Irak, der größten kurdischen Enklave in Syrien, gibt es rund 700 Dörfer und vier kleinere Städte. Hier sind die landwirtschaftlichen Erträge so hoch, dass die Region zur Kornkammer Syriens erklärt wurde. Ein kleinerer Anteil an kurdischer Bevölkerung ist auch in Aleppo sowie in der Hauptstadt Damaskus befindlich.
Die ungefähr 400.000 Kurden, die heute noch in den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion leben, befinden sich in einer außergewöhnlichen Lage. Sie leben in keinem zusammenhängenden Gebiet, sondern sind über die heute souveränen Staaten Aserbaidschan, Armenien, Georgien, Kasachstan, Kirgistan und Turkmenistan verstreut, wodurch sie abgeschnitten vom übrigen Kurdistan sind. Sie wurden kulturell niemals unterdrückt, was zur Folge hat, dass sie heute den wirtschaftlich erfolgreichsten und am besten ausgebildeten Teil des kurdischen Volkes bilden.
In der ehemaligen Sowjetunion waren die Kurden offiziell als eine nationale Minderheit anerkannt, und das Kurdische war eine von über hundert im Staat anerkannten Sprachen. Kurdische Schulen, in denen sämtliche Fächer in der Muttersprache gelehrt werden, gibt es allerdings heute nur noch in Armenien und Georgien, nicht aber in Aserbaidschan, wo heute immerhin über die Hälfte aller einst sowjetischen Kurden lebt. So bleiben vor allem den zahlreichen hier lebenden Kurden noch einige Wünsche offen, aber es sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es keiner kurdischen Teilgruppe so gut ging, wie den sowjetischen Kurden.
Tragen Sie hier Ihren Benutzernamen oder die E-Mail-Adresse ein, mit der Sie bei uns registriert sind.
In Kürze erhalten Sie von uns eine E-Mail.
Um die gewählte Funktion nutzen zu können müssen Sie eingeloggt sein.
Noch kein Mitglied? Registrieren Sie sich jetzt!