Erhalten Sie täglich per Twitter News, Tips und Tricks zum Fremdsprachen lernen. Über 5700 begeisterte Fremdsprachenlerner folgen uns bereits.
(–› auch Berber) - Eine zum hamitischen Sprachzweig des hamitosemitischen Sprachstammes gehörende Berbersprache in Nordafrika, die von dem Volksstamm der Kabylen (Kabila, K’baïl) gesprochen wird. Sie wird innerhalb einer ethnischen Population von ca. 5,498 Mio. Menschen (2014) in Algerien gesprochen und dazu leben noch etwa 701.000 Sprecher in Frankreich sowie ca. 52.000 in Belgien. Die kabylische Sprache, die einem sich weiterentwickelnden Status unterliegt, wird hauptsächlich zu Hause sowie auf dem Markt angewendet, wobei aber die Männer zum Handeln meist französisch sprechen.
Der Begriff Kabylen ist eine Sammelbezeichnung für die heute meist arabisierten berberischen Völker Nord- Algeriens, besonders in der Großen und Kleinen Kabylei, an der Mittelmeerküste. Sie sind eine bedeutende und große Stammesgruppe der Berber und gehören sprachlich im engeren Sinn der Gruppe der –› Zenatiya an. Ihr Name leitet sich vom arabischen „qabila = Stammesangehörige“ her.
Oft wird die Bezeichnung „Kabylen“ für alle algerischen und nordmarokkanischen Berber (Rif- Kabylen) verwendet, was jedoch falsch ist. Die Kabylen sollen Nachkommen der alten, einst von IBN KHALDUN genannten Stämme der Suasua, Ketama und Sanhaja sein, die früher in der Küstenzone und deren Hinterland lebten. Die Kabylen sind ein sehr stolzes Volk und leben in einem gewissen Widerstand zu den Arabern. Reste des alten berberischen Gewohnheitsrechtes und Brauchtums haben sich bei ihnen bis in die Gegenwart erhalten.
Sie sind sunnitische Muslime, bei denen die Vielehe – sofern der Brautpreis aufgebracht werden kann – verbreiteter ist als bei den anderen Berbervölkern. Im allgemeinen besitzen aber nur die wohlhabenderen Männer mehrere Frauen. Die Kabylen gelten als eine Berbergruppe, bei der die Frauen besonders strengen Normen unterworfen sind. Als die Verkörperung der Familienehre sind die Frauen weitestgehend abgeschirmt von der Außenwelt. Verfehlungen, die der Öffentlichkeit bekannt werden, gelten als todeswürdig.
Jedoch der islamische Brauch der Verschleierung der Frauen wurde von den Kabylen nicht übernommen. Auch Wildschwein- und Weingenuss ist bei ihnen erlaubt. Weizen, Gerste, Oliven, Granatäpfel, Feigen und anderes Obst sind die Hauptanbauprodukte dieses sesshaften Bauernvolkes, bei denen aber auch der Viehzucht, wie bei fast allen Berbern, ebenfalls eine bedeutende Rolle zukommt. Korkeichen stellen eine laufende Einkommensquelle dar. Die Kabylen sind genügsame Menschen, die an ein entbehrungsreiches Leben gewohnt sind und das Gebiet dicht besiedeln. Sogar in den gebirgigen, steilen und oft schwer zugänglichen Gegenden, vor allem in der Großen Kabylei beträgt die Bevölkerungsdichte mehr als 150 Einwohner auf den Quadratkilometer.
Die traditionelle Kleidung der Männer besteht aus einem lose fallenden weißen Gewand (gandura), zu dem sie eine schwarze oder weiße Wollmütze und darüber einen Strohhut tragen. Die langen Kleider der Frauen sind hellgelb gestreift, dazu gehören Seidenschals und kostbarer schwerer Silberschmuck. Einst waren die numidischen Krieger des Königs JUGURTHA als wilde Kämpfer berühmt. Heute haben sie sich zumeist gewandelt zu fleißigen Bauern, Hirten und Kleinhandwerkern, jedoch mit einem unbändigen Freiheitsdrang und starker Bindung an alte Traditionen. So ist es auch im Laufe von mehr als einem Jahrtausend der arabischen Sprache nicht gelungen, das Berberische zu verdrängen, das in einer Vielzahl von Dialekten, die oftmals von Dorf zu Dorf verschieden sind, gesprochen wird.
Die Kabylen wohnen in Großfamilien auf einem abgegrenzten Bezirk innerhalb einer Siedlung. Diese Siedlungen bestehen aus rechteckigen Häusern mit einem Giebeldach (gourbi) die oft mit Ziegeln gedeckt sind und meist nur aus einem einzigen großen Raum bestehen. Jedes Dorf regiert sich durch die Versammlung aller in ihm wohnenden erwachsenen Männer selbst. Vorsitzende und Schriftführer werden jedes Mal neu gewählt, doch jeder Anwesende hat das Recht angehört zu werden. Die regelmäßig abgehaltenen dörflichen Vollversammlungen der Männer (chof) auf dem Platz in der Dorfmitte (djemaa) mit ebenso administrativen wie auch juristischen Entscheidungsbefugnissen sind ein traditionelles Gesellschaftselement der Kabylen.
Die durch ein patrilineares Verwandtschaftssystem gegebenen Patri- Klane treten oftmals unter ihren Oberhäuptern als rivalisierende Parteien auf. Trotz großer Unterschiede im Besitz sind Standes- und Klassenunterschiede kaum ausgeprägt. Nur Schmiede und Schlächter gelten als verachtete Kasten. Früher dienten viele Kabylen in der französischen Armee als Berufssoldaten. Sie waren in einer eigenen Truppe zusammengefasst und wurden „Zuaven“ genannt. Dieser Name leitet sich her von den Suawah (Zouaoua), die den bedeutendsten Stamm der Kabylen darstellen. Die Kabylen haben allen Eroberern ihres Landes heftigen Widerstand entgegengesetzt, sowohl den Römern wie den Arabern und den Türken sowie auch später den Franzosen. Im Jahre 1871 kam es zu einem großen Kabylenaufstand, der blutig niedergeschlagen wurde. Dennoch sind heute viele Elemente der kabylischen Kultur französischen Ursprungs. Dieser klärt teilweise auch den massiven Widerstand der Kabylen gegen die Arabisierungsbestrebungen der algerischen Regierung.
Tragen Sie hier Ihren Benutzernamen oder die E-Mail-Adresse ein, mit der Sie bei uns registriert sind.
In Kürze erhalten Sie von uns eine E-Mail.
Um die gewählte Funktion nutzen zu können müssen Sie eingeloggt sein.
Noch kein Mitglied? Registrieren Sie sich jetzt!