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Eine morphologisch besonders einheitliche Gruppe von Klassensprachen innerhalb der afrikanischen Benue-Kongo-Sprachgruppe, die zum Niger-Kongo-Sprachzweig des kongo-kordofanischen Sprachstammes zählen. Man bezeichnet sie wegen ihrer grammatischen Wortbildung auch als „Präfix-Sprachen“. Der Name kommt von „ntu = Mensch“, „ba-ntu = Leute, Menschen“ . Die Zugehörigkeit und Verwandtschaft aller Bantu-Sprachen untereinander ist noch nicht vollkommen geklärt.
Der Begriff „Bantu“ ist seit Mitte des 19. Jh. eine europäische Sammelbezeichnung für die vielen Völker der bedeutendsten und zahlenmäßig größten afrikanischen Sprachfamilie mit den meisten Einzelsprachen. Nach neueren Schätzungen sprechen weit mehr als 100 Mio. Afrikaner auf einem Gebiet von der Größe Europas eine der etwa 400 Bantu-Sprachen. Werden sämtliche Dialekte mitgerechnet, so sind es ungefähr 600 Sprachen, die größtenteils auf der südlichen Hälfte des afrikanischen Kontinents, südlich einer gedachten Linie von Douala in Kamerun im Westen bis etwa Mombasa in Kenia im Osten verbreitet sind.
Einige Bantusprachen werden von nur wenigen, andere dafür aber von Hunderttausenden Menschen gesprochen. Millionen Menschen bedienen sich einiger Bantusprachen als Verkehrssprachen, die zwischen Sprechern verschiedener Muttersprachen als einziges Kommunikationsmittel dienen. Die bekannteste dieser Verkehrssprachen ist Swahili, die fast überall in Ostafrika gesprochen wird und dessen Ausläufer im Westen bis in die Demokratische Republik Kongo und im Norden bis nach Somalia reichen. Ursprünglich als Zweitsprache genutzt, etablieren sich Verkehrssprachen heute in den städtischen Ballungszentren Afrikas, in denen die unterschiedlichsten Ethnien eines Landes zusammenleben, vor allem bei der jüngeren Generation immer stärker als Muttersprache.
Die Klassifikation der Bantusprachen durch den amerikanischen Sprachwissenschaftler J.H. Greenberg (1915–2001) enthält, im Gegensatz zu der anderer Wissenschaftler, eine ganze Reihe von Sprachen, besonders an der nordwestlichen und nördlichen Grenze des Verbreitungsgebietes, die zwar ebenfalls bantuide Züge aufweisen, jedoch wegen fehlender bantutypischer Merkmale diesen nicht eindeutig zugeordnet werden können. Für diese Sprachen, die jedoch einen gewissen Übergang zwischen den eigentlichen Bantusprachen und den Sudansprachen darstellen, wurden Begriffe wie Semi-Bantu-, bantuide oder auch Grasland-Sprachen gebildet. Allerdings ist die Abgrenzung bis heute sehr strittig.
Mit etwas abweichender Aussprache benutzen auch die Pygmäenvölker die jeweiligen Bantu-Sprachen ihrer großwüchsigen Nachbarn, obwohl sie ethnisch nicht zu ihnen zählen. Bantusprachen waren bis zur Kolonisierung Afrikas schriftlos bis auf das Swahili, das sich bis dahin der arabischen Schrift bediente. Überlieferungen jeglicher Art konnten so nur mündlich weitergegeben werden. Erst in der Kolonialzeit entwickelten sich viele Bantusprachen auch zu Schriftsprachen heraus, die alle in lateinischer Schrift wiedergegeben werden. Heute haben sich in den einzelnen Ländern bereits verschiedene Sprachen als Schriftsprachen herauskristallisiert. Sie sind neben den bisher gebräuchlichen europäischen Amtssprachen gleichberechtigte Staatssprachen in verschiedenen afrikanischen Ländern geworden.
Das Spektrum der politischen Organisation der Bantu reichte vor Beginn der Kolonisierung Afrikas im 19. Jh. vom Zusammenschluss in Verwandtschaftsverbänden, wie beispielsweise bei den Mongo, bis zu den in der Savanne angesiedelten Königtümern, wie etwa der Kongo, Luba, Lunda u.a., die zumeist sakralen Charakter hatten und von der Institution der Königin-Mutter geprägt waren. Altersklassen sowie Geheimbünde spielten in vielen Gesellschaften eine bedeutende Rolle. Im Verlauf der Kolonisierung wurden die verschiedenen Ethnien, die in einer Region zusammenlebten, mit unterschiedlichen politischen Systemen in einzelne Staatswesen nach europäischem Vorbild zusammengefasst. Diese hier vorgefundenen traditionellen Strukturen wurden von den Kolonialmächten toleriert, solange diese ihren eigenen Interessen nicht im Wege standen.
Die soziale Zugehörigkeit eines Individuums wird in vielen Bantusprachen sprechenden Gesellschaften im wesentlichen über die väterliche, in einigen dagegen über die mütterliche Abstammung bestimmt, wobei jedoch auch Rechte und Pflichten in der jeweils anderen Linie wahrgenommen werden. Fast alle Bantuvölker schätzen und praktizieren noch heute die Vielehe, bei der die Anzahl der Ehefrauen Macht sowie Reichtum eines Mannes demonstrieren. Die Institution des Brautpreises, der jedoch keinen Kauf der Frau impliziert, ist bei vielen Bantuvölkern verbreitet und existiert heute in zunehmend monetarisierter Form. Die Familie des Ehemannes übergibt dabei der Familie der Ehefrau zu bestimmten Zeitpunkten vorgeschriebene Güter – anderenfalls werden die Ehe sowie die dieser Verbindung entstammenden Kinder als nicht legal angesehen.
Da die Ehe hier weniger eine persönliche Angelegenheit zwischen zwei Individuen als vielmehr die wirtschaftliche und soziale Verbindung zweier Familien ist, wird in den meisten Gesellschaften der Bantu auch in heutiger Zeit noch eine Witwe nach einer entsprechenden Trauerzeit mit dem Bruder ihres verstorbenen Mannes verheiratet, was man als eine sogenannte Leviratsehe bezeichnet. Die Religion der Bantuvölker war äußerst eng mit der Ahnenverehrung verknüpft. Durch die Missionierung während der Kolonialzeit ist eine weiträumige, wenngleich auch unterschiedlich stark ausgeprägte Christianisierung erfolgt. In letzter Zeit fand auch der Islam zunehmend Anhänger unter den Bantuvölkern. In der Vorstellungswelt vieler Bantu gibt es auch heute noch keinen Raum für einen sogenannten „natürlichen“ Tod.
Todesfälle haben somit nach ihrer Ansicht ihre Ursache entweder in der Nichtbeachtung bestimmter Vorschriften und gelten somit als selbst verursacht, oder aber sie werden als das Resultat böser Absichten anderer Menschen verstanden. Spezialisten unter ihnen sind in der Lage, die jedem Tod zugrundeliegende Ursache rituell herauszufinden und Gegenmaßnahmen zu treffen, um die gestörte Ordnung wiederherzustellen. Die traditionelle Wirtschaft der Bantu beruhte schon immer auf der Landwirtschaft, Jagd, Fischfang sowie der Viehhaltung, wobei die einzelnen Komponenten, je nach Umweltbedingungen (Savanne, Halbwüste, Regenwald), auch von unterschiedlicher Bedeutung waren.
In dem zentralafrikanischen Regenwald lebt die Bevölkerung der Bantu überwiegend von der im Brandrodungsfeldbau betriebenen Landwirtschaft, die durch Fischfang, Jagd und Sammeltätigkeit ergänzt wird. Die Kleintierhaltung trägt nicht zur alltäglichen Ernährung bei, ihre Bedeutung liegt ausschließlich im sozialen Bereich. Sie werden meist als Opfergaben bei Totenfesten, als Brautpreis o.a. verwendet. Die nach der Entdeckung Amerikas im 15. Jh. in Afrika eingeführten neuen Nahrungsmittel, vor allem Maniok und Mais, verdrängten allmählich die einst überall in den Savannen Zentralafrikas als Grundnahrungsmittel angebaute Hirse sowie auch die in den Gebieten mit Regenwald kultivierte Kochbanane. Die jüngere Geschichte der Bantuvölker ist seit Ende des 15. Jh. mit derjenigen Europas und Amerikas recht eng verknüpft.
Die bis zur Kolonisierung im 19. Jh. wohl einschneidenste Maßnahme war dabei zweifellos der kurz nach der Entdeckung Amerikas überall in Afrika einsetzende transatlantische Sklavenhandel. Dieser hatte einen ungeheueren Aderlass zur Folge, der bis heute in seiner Größenordnung immer noch sehr umstritten ist. Abgesehen von dem Verlust an Menschen führte der Sklavenhandel in den betroffenen Gesellschaften auch zu allerlei strukturellen Veränderungen. Die äußerst enge Verwandtschaft der Bantusprachen untereinander ist wohl ein Hinweis auf eine schnelle Ausbreitung dieser Sprachen über die südliche Hälfte des afrikanischen Kontinents. Das Herkunftsgebiet der Bantu wird heute allgemein im Grenzgebiet Kameruns und Nigerias vermutet. Strittig sind indessen immer noch die Wege, auf denen sich diese Bantu sprechenden Bevölkerungsgruppen verteilt haben.
Lange Zeit galt der äquatoriale Regenwald als undurchdringliches Hindernis. Doch inzwischen setzte sich immer mehr die Einsicht durch, dass gerade der Regenwald mit seinen unzähligen Wasserläufen mit Booten oder Flößen leicht erschlossen und durchquert werden konnte. Jüngere archäologische Forschungen haben ergeben, dass dieser gewaltige Naturraum im Inneren des afrikanischen Kontinents bereits in der letzten Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrtausends von Keramik produzierenden Populationen bewohnt wurde. Damit begann die Besiedlung des afrikanischen Regenwaldes gut ein Jahrtausend früher als bisher angenommen.
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