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Ein kleinerer südamerikanischer indigener Volksstamm, der mit insgesamt etwa 5.000 Personen (2019) im Norden des Gran Chaco, zwischen Bolivien und Paraguay lebt und dessen Sprache den Nord-Zweig der Zamuku-Sprachfamilie bildet, einer kleinen eigenständigen indigenen südamerikanischen Familie, dessen Kultur jedoch mehr der Matako und der Guaikurú der Gran-Chaco-Indianer ähnelt. Rund 2.900 Angehörge (2019), wovon etwa die Hälfte monolingual ist, leben in Paraguay, in den Departementen Boquerón, Campo Loro, Ebetogue, Jesudi, Tunocojai, Alto Paraguay, Guidaichai, Isla Alta, Cucaani und Arocojnadi. Ebenfalls leben ca. 2.100 Personen (2019) in Bolivien, in den Departementen Santa Cruz, Ñuflo de Chávez, Chiquitos, Sandóval sowie in den Waldlnprovinzen Santa Cruz de la Sierra City, Zapocó, Poza Verde, Puesto Paz, Guidai Ichai, Santa Teresita, Tobité, Urucú, Motacú, Rincón del Tigre und Belen. Ein Dialekt dieser Sprache ist das Tsiracua.
Die Ayoré haben sich an das wenig fruchtbare Gelände und ebenso an die beiden deutlich unterschiedenen Jahreszeiten ihrer Umgebung angepasst, indem sie in der Regenzeit pflanzen, dann als Jäger und Sammler umherziehen, um schließlich zur Erntezeit wieder zu ihren Feldern zurückzukehren.
Heute leben sie jedoch größtenteils in festen Siedlungen in unmittelbarer Nähe von Missionen und gehen immer mehr zur Landwirtschaft über. Während der Wanderperiode übernehmen sie auch Gelegenheitsjobs, z.B. als Holzfäller. Etwa 50–300 Ayoré bilden eine Lokalgruppe, die sich auf ihren Wanderungen in kleinere Gemeinschaften auflöst. So eine Lokalgruppe hat einen oder mehrere Häuptlinge, deren Amt teilweise vom Vater erblich ist, jedenfalls aber nur von erfolgreichen Kriegern ausgeführt werden kann. Der Häuptling hat Anspruch auf einen Teil der Jagd- und Sammelbeute und auf landwirtschaftliche Produktion sowie auf die Hilfe jüngerer Krieger bei seinen Arbeiten, muss aber seinerseits Bedürftige versorgen, Feste ausrichten sowie Gäste bewirten.
Prestige hängt vom Ruhm in den bis Ende der 60er Jahre fast alltäglichen Kämpfen zwischen einzelnen Lokalgruppen ab. Quer durch alle Lokalgruppen geht die Einteilung in sieben Sippen, die sich jede auf einen mythischen Ahnen in väterlicher Linie zurückführen. Mitgliedern der gleichen Sippe ist es verboten untereinander zu heiraten. Die Beziehungen der Ayoré zur Umwelt hängen von einem außerordentlich komplizierten Beziehungssystem ab, in dem jedes Objekt und jedes Wesen in der Natur in besondere Verbindung zu jeweils einer der sieben Sippen gebracht wird. Heute leben ca. 40–50% der Ayoré bei katholischen oder protestantischen Missionen. Häufig werden ihnen ihre religiösen Feste als heidnisch Zeremoniell verboten.
Der Gegensatz zwischen „Protestanten“ und „Katholiken“ unter den Ayoré – die nicht wirklich bekehrt sind, sondern nur mit der einen oder der anderen Mission ein Bündnis eingehen – ersetzt heute teilweise die alten Gegensätze zwischen ihren Lokalgruppen. Bis in das 20. Jh. unabhängig geblieben, töteten die Ayoré bisweilen weiße Eindringlinge und galten somit als „wild“. Insbesondere aber griffen sie die Camps der Erdölprospektoren an. Die paraguayische Armee befreite in den 40er Jahren jeden Soldaten vom Wehrdienst, der einen Ayoré tötete. Die Soldaten ließen sich stolz mit dem Kopf eines getöteten Ayoré fotografieren.
In den 50er Jahren erging in der paraguayischen Armee ein Verbot, diese Indianer zu töten, doch scheint es, dass auch noch danach Lagerplätze der Ayoré dem Militär als Zielscheibe bei Manövern dienten, bei denen die Vernichtung von Guerillatrupps geprobt wurde. 1972 protestierte die paraguayische katholische Kirche gegen eine Privataktion, die anscheinend die systematische Ausrottung einer Ayoré-Gruppe zum Ziel hatte. Zwischen Weißen und anderen Ayoré in die Zange genommen, schlossen erste Gruppen in Bolivien in den 40er Jahren, in Paraguay sogar erst 1958 mit den Weißen Frieden. Die Ayoré gerieten in den Folgejahren in immer stärkere Abhängigkeit der kirchlichen Missionen, bei denen heute viele von ihnen siedeln.
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